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Amand Berghofer

Stich von Adam Bartsch; © Bildarchiv Austria / ÖNB, Wien

(d. i. Franz Xaver A. B.)
Geb. 1.12.1745 in Grein/Donau, gest. 7.2.1825 in Graz.
Unkonventioneller Schriftsteller der österreichischen Aufklärung.

Der in OÖ geborene und zeitweise in OÖ lebende Berghofer gilt als einer der wenigen österreichischen Autoren der Aufklärung. Leben und Werk sind bis heute nur gering erforscht. Vor allem aufgrund seiner vielen Aufenthaltsorte fühlt sich niemand wirklich für ihn zuständig. Am ehesten findet sich eine Berghofer-Tradition in Prag, wo sein Wohnhaus gezeigt wird und er als Figur im 1888-1906 erschienenen fünfteiligen Roman František Ladislav V�?k des tschechischen Autors Alois Jirásek (1851-1930) bekannt ist.

Von Interesse ist er aufgrund seiner unkonventionellen Lebensweise, über die bereits der deutsche Schriftsteller Friedrich Nicolai (1733-1811) spöttelte. Berghofer war der Sohn des Greiner Stadtschreibers Johann Gregor B. und dessen Gattin Maria Rosalia. Im Alter von sechs Jahren übersiedelt er mit seiner Familie nach Passau, sein Vater hat dort eine Stelle als Rechtspfleger, Berghofer tritt in eine Klosterschule ein. Die Erfahrungen in dieser Schule prägen ihn. Danach besucht er einen zweijährigen Kurs an der philosophischen Fakultät in Wien als Vorbereitung auf den Lehrberuf. Ab 1771 versucht er seinen Lebensunterhalt als Privatlehrer in Wien zu bestreiten. 1774 erscheint als erstes Werk der Lyrikband Empfindungen aus meinem Leben. Dadurch zu Bekanntheit gelangt, wird er 1775 durch Protektion von Staatsminister Fürst von Kaunitz in einer der ersten Hauptschulen Österreichs in Steyr Lehrer und kommt in Konflikt mit der nicht aufklärungswilligen Bevölkerung und Vertretern der katholischen Kirche. 1780 versterben seine erste Frau und seine drei Kinder aus erster Ehe, er kündigt seinen Dienst. 1785 weilt er aufgrund einer "Einladung auf Lebenszeit" durch Hermann von Callenberg auf Schloss Muskau an der Lausitzer Neiße. Nach dem Tode Josephs II. (1790) wird sein Leben schwieriger und es finden sich weniger Gönner.
Berghofer reist in die Schweiz, die er als "Land der Freiheit" idealisiert hat, seine Ansiedlung wird allerdings wegen allzu geringen Kapitals verhindert. Nach der zweiten Heirat mit einer Schweizerin kehrt er nach Österreich zurück, wo er, unterstützt von Ignaz von Born und einer Freimaurerloge, ein kleines Haus im Helental in der Nähe von Baden bewohnen kann. Mit Frau und Kindern versucht er sich vier Jahre lang in einer Lebensweise à la Rousseau. Streitigkeiten mit dem Pfarrer, dem Gutsverwalter und der Ehefrau zwingen ihn zur Aufgabe seiner dortigen Existenz. Nach einem gescheiterten zweiten Ansiedlungsversuch in der Schweiz entgeht er in Passau nur knapp einem Haftbefehl wegen "ketzerischer Schriften". Berghofer erhält einen Posten als Direktor der Schulen und aufgehobenen Klosterbibliotheken sowie als Zensor in Prag und versucht als solcher an der österreichischen Zensur vorbeizupublizieren. 1812 wird er wegen seiner "gallsüchtigen Feder" unter Polizeiaufsicht gestellt und 1815 aus dem Staatsdienst entlassen. Er übersiedelt in die Nähe von Graz, wo er mit seiner Prager Geliebten eine dritte Familie mit mehreren Kindern begründet. 1818 erscheint seine Autobiografie Hofscheu oder ländliches Heimweh in Hamburg. 1824 wird er  wegen "Unverbesserlichkeit seines unruhigen und bedenklichen Charakters" kurz in Gefängnishaft genommen, er stirbt 1825 in Graz. 

Berghofers Werk ist nur schwer zugänglich, seine Bücher sind nur in den zeitgenössischen Ausgaben greifbar, von einem Nachlass finden sich keine Spuren, der Roman von Jirásek ist nicht ins Deutsche übersetzt.

Karl Hohensinner

 

Empfindungen aus meinem Leben. Wien 1774. - Briefe zu den Empfindungen aus meinem Leben. Wien 1774. - Berghofers Schriften. (Erste Auflage.) Wien 1782.  Neueste Schriften. Wien 1784. - Berghofers Schriften. Verminderte, verbesserte Auflage. Wien 1787. - Lebensrevision vom Mann am Berg. Mit Kritischen Reflexionen. Prag 1795. - Der Mann von warmen Herzen. Prag 1796. - Verbothene Schriften. Straubing 1805. - Hofscheu und ländliches Heimweh. Eine Biographie. Hamburg 1818. - Literarisches Vermächtnis an seinen Sohn Ludwig. Hamburg 1818. - Das höhere Leben. Herausgegeben von seinem Sohne Ludwig. Schleswig 1824.

de Lucca, [Ignaz]: Das gelehrte Österreich. Wien 1775-1776. - Dürrschmid, Klaus; Hohensinner, Karl: Österreichisches Alphabet. Franz Xaver Amand Berghofer (1745-1825). In: Literatur und Kritik 31 (1996), H. 303-304, 101-109. - Hohensinner, Karl: Der Aufklärer im Biedermeier. Die späten Jahre des Amand Berghofer. In: Österreich in Geschichte und Literatur 43 (1999), H. 1. - Ders.: Ein Philosoph als Pädagoge. Der österreichische Aufklärer Amand Berghofer (1745-1825) und die Erziehung. In: Jahrbuch des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich 17 (2010), 117-135. - Jirásek, Alois: František Ladislav V�?k. v Praze 1888 (Neuausgabe: v Praze 1953, Bd. 5), 52f., 167f., 294f., 380f. - Litterarische Nachrichten von den Werken der besten Schriftsteller unserer Zeit 1 (1775), II. Quartal. Wien 1775, 135-142. - Machatschek, Antonie: Amand Berghofer. Phil. Diss. Universität Wien 1929. - Pertlik, Susanne: Der Zensor als Regimekritiker. Eine Untersuchung zu den staatskritischen Schriften des Amand Berghofer. Dipl.-Arb. Universität Wien 2006. - Wieland, Christoph Martin: Der Teutsche Mercur 4/1782, 280.