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Peter Paul Wiplinger

© A.S. Nowak

Geb. 25.6.1939 in Haslach, OÖ.
Die Arbeiten des renommierten Schriftstellers und Fotografen fokussieren eindringlich auf den gesellschaftskritischen Anspruch von Kunst.

Peter Paul Wiplinger stammt aus einer Kaufmannsfamilie im Mühlviertel und besuchte das Humanistische Gymnasium Petrinum in Linz sowie in Dachsberg (OÖ) und Solbad Hall (Tirol). 1960 übersiedelte er nach Wien, wo er Theaterwissenschaften, Germanistik und Philosophie studierte und verschiedenen Brotberufen u. a. als Tankwart, Werbetexter und Portier nachging. 1980-86 war Wiplinger Sekretär der Gesellschaft der Kunstfreunde Wien und Leiter der Kleinen Galerie, er arbeitete außerdem als Redakteur der Wiener Kunsthefte und als freier Journalist beim ORF und verschiedenen Printmedien. Heute lebt er als freier Schriftsteller und Fotograf in Wien.
Den Gegensatz zwischen der Großstadt mit ihren vielen Versprechungen und der als eng empfundenen ländlichen Herkunft, die Suche nach Identität als "persönliche Freiheit" (Wiplinger 2014, 11), thematisieren zahlreiche 2014 in Positionen 1960-2012 veröffentlichten Briefe. Sie geben auch Aufschluss über Wiplingers gesellschaftlich politisch engagiertes Lebenswerk aus über fünf Jahrzehnten. Für ihn verbindet sich das Dasein als Schriftsteller entschieden mit dem kritischen Anspruch, "Stellung zu beziehen" und "für die Interessen der Menschen im Sinne der Unverletzbarkeit menschlicher Lebensgrundrechte, für Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit und Würde" (Wiplinger 2004, 8f.) einzutreten. Die "Haltung des Widerstandes" müsse jene der "Resignation" überwinden, auch wenn das, "was wir im Leben erreichen können, [...] immer nur Annäherungswerte an ein gedachtes, erträumtes Ideal von Vollkommenheit" seien (ebd., 21).

Seit dem ersten Gedichtband (Hoc est enim, 1966) folgt er dem Programm einer engagierten Literatur und verbindet diese Arbeit mit einer regen Teilnahme am öffentlichen Diskurs. Aktuelle gesellschaftliche und politische Ereignisse liefern immer wieder den Auslöser für Schreibprojekte. Neben Gedichten, die sich mit dem Holocaust auseinandersetzen (Lebenszeichen, 1992), entstanden auch politische Essays und Prosaarbeiten (ausgestoßen, 2006; Sprachzeichen, 2011). Seine Texte werden international rezipiert und sind in über 20 Sprachen übersetzt.
Darüber hinaus ist Wiplinger bildkünstlerisch tätig und veröffentlichte zahlreiche Fotogedichtbände. Farbenlehre und andere Gedichte 1967-1987 (1987) - mit einem Vorwort von Erich Fried - enthält Fotos aus den Konzentrationslagern  Mauthausen und Ebensee sowie eindringliche Gedichte, um "immer wieder zeugnis zu geben / für jede kommende zeit / zu mahnen wachsam zu sein // damit Auschwitz nicht zur geschichte wird" und um "die wirklichkeit des menschen / zur sprache zu bringen" (Wiplinger 1987, 16). Die Publikationen Abschiede. Gedichte und Fotografien (1981) sowie Bildersprache. Gedichte 1967-1987 (1988) - mit einem Vorwort von Erwin Ringel - setzen sich mit dem Thema Sterben und Abschiednehmen auseinander. Das Haus der Ewigkeit erschien 1989 als Begleitband zur Ausstellung über "jüdische Friedhöfe im Burgenland".

Wiplinger ist Mitglied des österreichischen und internationalen P.E.N.-Clubs, der Österreichischen Liga für Menschenrechte, des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes und der IG Autorinnen Autoren. Sein umfangreicher Vorlass befindet sich in der Österreichischen Nationalbibliothek. Für sein Schaffen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Berufstitel Professor 1991, das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse 2003, die Kulturmedaille des Landes OÖ 2005, den Franz-Theodor-Csokor-Preis 2014, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land NÖ 2014 und das Große Ehrenzeichen der Republik Österreich 2015.

Bernhard Judex

 

Hoc est enim. (Denn dies ist). Gedichte. München u. a. 1966. - Gitter. Gedichte. Baden bei Wien 1981. - Abschiede. Gedichte und Fotografien. Linz 1981. - Das Haus der Ewigkeit. Jüdische Friedhöfe im Burgenland. Eisenstadt 1989. - Lebenszeichen. Gedichte. Klagenfurt 1992. - unterwegs. Reise- und Aufenthaltsgedichte 1966-1996. Eisenstadt 1997. - Schnittpunkte. Gedichte 1966-1998. Eisenstadt 1999. - Spuren. Gedichte 1966 - 1998. Eisenstadt 2000. - Niemandsland. Gedichte 1960-2000. Eisenstadt 2002. - Lebensbilder -Geschichten aus der Erinnerung. Grünbach 2003. Gedichte und Aussagen (= Podium Porträt 18). St. Pölten 2004. - ausgestoßen. Gosau u. a. 2006. - Schriftstellerbegegnungen 1960-2010. Klagenfurt, Wien 2010. - Sprachzeichen. Essays und Prosa. Gosau u. a. 2011. - Lebenswege. Geschichten aus der Erinnerung. Grünbach 2011. - Schattenzeit. Gedichte. Gosau u. a. 2013. - Positionen 1960-2012. Wien 2014. - Tagtraumnotizen. Prosa und Gedichte. Wien 2016.

Detela, Lev: Aufbruch und Resignation. Neue Töne, neue Themen, ein anderes Lebensgefühl in der Lyrik von Peter Paul Wiplinger. In: Die Furche, 30.3.2000. - Eder, Alois: Nachtseitig. In: etcetera. Literatur und so weiter 2006, H. 6, Nr. 24/25, 5. - Meindl, Dominika: Peter Paul Wiplinger: Begegnungen. In: OÖ. Kulturbericht 2011, H. 7, 14. - Pierzchalska, Magdalena: Einmischung nach wie vor erwünscht. Peter Paul Wiplinger als politisch und gesellschaftlich engagierter Schriftsteller. Dipl.-Arb. Univ. WrocÅ‚aw 2005. - Ratzenböck, Peter: Literarische Zeitgeschichte(n). Lebensbilder - Peter Paul Wiplingers erster Prosaband. In: OÖ. Kulturbericht 2003, H. 11, 26. - reta: Erinnerungen eines Querdenkers. In: Oberösterreichische Nachrichten, 13.7.2011. - Szmorhun, Arletta: Erfahrung und Erinnerung in der poetischen Sprache von Peter Paul Wiplinger. Grünbach 2008. - Dies.: Zerbrechlichkeit des Gefühls. Über den Zustand der Liebe in lyrischen Texten Peter Paul Wiplingers. In: Edward BiaÅ‚ek: Konstrukte und Dekonstruktionen. Aufsätze und Skizzen zur österreichischen Literatur. Dresden 2013, 247-258. - Tauber, Reinhold: Das Netzwerk des Poeten. In: Oberösterreichische Nachrichten, 23.11.2011.