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Gabriele Baumberg

© Bildarchiv Austria / ÖNB, Wien

Geb. 24.3.1766 in Wien, gest. 24.7.1839 in Linz.
In jungen Jahren erfolgreiche, dann aber rasch vergessene josephinische Dichterin.

Die als Tochter eines Wiener Hofbeamten geborene Gabriele Baumberg wurde von josephinischen Literaten - u. a. Aloys Blumauer, Johann B. von Alxinger (1755-1797) und Michael Denis (1729-1800) - früh entdeckt und avancierte schon in jungen Jahren zu einer berühmten und beliebten Dichterin. Im Wiener Musenalmanach sind zwischen 1785 und 1796 insgesamt 70 ihrer Gedichte erschienen. Sie wurde in den literarischen Salons als "Wiener Sappho" gefeiert und fand 1795 als Gesellschaftsdame der Kaiserin Aufnahme am Hof. Ihr erster Gedichtband erschien 1800, der zweite 1805 (mit einem umfangreichen Vorwort von F. W. Mayern über Frauenpoesie). Er war Höhepunkt und Ende ihrer literarischen Laufbahn zugleich.

Denn Baumberg fiel wegen ihrer Heirat mit dem ungarischen Dichter János Batsányi in Ungnade. Auch schwächte der Ehemann als starke Persönlichkeit und strenger Kritiker offenbar ihr Selbstvertrauen und die Verhältnisse des Ehepaars verschlechterten sich in kurzer Zeit dermaßen, dass sie weder Kraft oder Lust zum Dichten hatte, noch in den damaligen literarischen Kreisen auftreten konnte. Baumberg hatte Batsányi schon 1797 kennengelernt, konnte ihn wegen seiner finanziellen Lage und wegen des Widerstands ihrer Eltern aber erst 1805 heiraten. Als Frau eines politisch vorbestraften Mannes war sie in den meisten Gesellschaften nicht mehr gern gesehen. Nachdem Batsányi, den französischen Truppen folgend, Wien im Herbst 1809 fluchtartig verlassen hatte, verbrachte sie zwei Jahre in Isolation, Unsicherheit und Not. Erst 1811 durfte sie ihrem Mann nachreisen. Als er 1815 nach der Okkupation von Paris verhaftet und nach Mähren verschleppt wurde, versuchte sie über ihre alten Verbindungen seine Entlassung zu erwirken. 1816 folgte sie ihm nach Linz, wo sie die weiteren 23 Jahre bis zu ihrem Tod verbrachte. Aus dieser Zeit sind keine literarischen Werke von ihr erhalten und sie scheint im Leben der Stadt auch keine Rolle gespielt zu haben.

Als Dichterin stand Baumberg dem eigentlich schon überholten Sentimentalismus nahe, war im (post-)josephinischen Wien aber trotzdem erfolgreich. Sie versuchte den unmittelbaren Empfindungen bzw. dem, was sie als solche wahrnahm, poetischen Ausdruck zu geben, gelangte über die damals üblichen Tropen und Klischees jedoch nicht hinaus. Aufgrund der Dominanz der Weimarer Klassik und der Jenaer-Heidelberger Romantik wurde sie schon zu Lebzeiten rasch vergessen. Für die Bewahrung ihres Namens sorgten freilich die zahlreichen Vertonungen ihrer Gedichte durch Franz Schubert: u. a. An die Sonne, Abendständchen, Lob des Tokayer Weins, Der Morgenkuß nach einem Ball). In Ungarn gilt Baumberg als opferbereite Gattin und Gefährtin des vom Schicksal geplagten, jedoch unbeugsamen Dichters Batsányi. In dessen Geburtsort Tapolca, wo sie selbst nie gewesen ist, steht ihre Statue neben der seinen und das örtliche Restaurant trägt ihren Namen. Einige ihrer Gedichte sind ins Ungarische übersetzt.

Márton László

 

Sämtliche Gedichte Gabrielens von Baumberg. Wien 1800. - Gedichte von Gabriele Batsányi, geb. Baumberg. Wien 1805. 

Grundl, József: Die "Wiener Sappho". Einführung in die Forschung über die Dichterin Gabriele Baumberg. In: Jahrbuch der ungarischen Germanistik. Budapest, Bonn 1993, 139-152.