Eine menschliche Kultur ohne Mythos ist kaum vorstellbar. Er gehört - wie der polnische Philosoph Kolakowski gezeigt hat - zur Sehnsucht nach individueller und kollektiver Sinnstiftung und kann somit auch zur Grundlage von Utopien werden. Nicht Verdammung, nicht Verdrängung oder Leugnung des Mythos ist der angemessene Umgang mit diesem Element der menschlichen Grundverfassung, sondern dessen Bewusstmachung. So sollte es gelingen, die Strukturen, Verfahrens- und Funktionsweisen des Mythos zu erkennen und seine Qualitäten zu retten, ohne seinen Gefahren zu erliegen. Zu diesem durchaus aufklärerischen Anliegen wollen Ausstellung und Katalog beitragen.
Inhalt
- Christian Schacherreiter und Herwig Gottwald: Vorwort
- Christian Schacherreiter: Die profanen Namen des Paradieses. Erlösungssehnsucht undVollkommenheitsmythos in den Zeiten der Säkularisierung
- Wendelin Schmidt-Dengler: Brüderlich durch Hermes vereint: Zur Rezeption antiker Mythologie bei Thomas Mann und Max Frisch. Drei Fallbeispiele
- Karlheinz Töchterle: Die Untoten der Utopie in antiken Mythen Heiner Müllers
- Herwig Gottwald: Der Mythos nach der "Wende": Christa Wolfs "Medea"
- Markus Kreuzwieser: Höchstes Heiles Wunder: Erlösung dem Erlöser! oder I`ll be back! Zur Gegenwärtigkeit von Mythen und mythischen Erzählmustern in der Unterhaltungskultur
- Wolfgang Müller-Funk: Die Utopie der Utopie
- Textfragmente einer Ausstellung. Lese- und Diskussionsimpulse. Zusammengestellt von Herwig Gottwald und Christian Schacherreiter
- Quellenverzeichnis
- Verzeichnis der Beiträger
- Impressum