„Ich glaube, es gibt für jeden entscheidende Menschen. Ich habe zwei in meinem Leben gehabt. Meinen Großvater mütterlicherseits und dann einen Menschen, den ich ein Jahr vor dem Tod meiner Mutter kenengelernt habe. Das war eine Verbindung, die über 35 Jahre gedauert hat.“
(Thomas Bernhard im Gespräch mit Asta Scheib)
>schrieb und schrieb und schrieb ...<
Erste Anmerkungen zu Nachlaß und Arbeitsweise Thomas Bernhards
Martin Huber
[...] "Ausgewählt wurden als Beispiele für das ganz frühe Schreiben die zwei unveröffentlichten Gedichte >Die Königin der Städte< und >Das Wunderland<, die - wie sich aus der Datierung >1948< eines weiteren in diesem Konvolut befindlichen Gedichts und der offenbar von Johannes Freumbichler stammenden Benotung >gut< schließen läßt - noch aus den 40er Jahren stammen.
Betrachtet vom späteren Werk Bernhards her, stellen diese beiden Gedichte mit ihrer Lobpreisung Salzburgs bzw. Österreichs gewiß ein Kuriosum dar, sie sind aber in ihrer Haltung durchaus typisch selbst für die ersten veröffentlichten Gedichte, z.B. die Salzburger Sonette im >Handschreiben der Stifterbibliothek< von 1954. Und auch im Furor der späteren Salzburg- bzw. Österreichkritik hallt ex negativo etwas wider von diesen Anfängen."
[...]
Hedwig Stavianicek - Fakten und Fiktion
Hinterlassenschaften einer Beziehung
Manfred Mittermayer
[...]
"Die Art dieser Unterstützung sollte man sich nicht so sehr als intellektuellen Beitrag vorstellen, sondern vor allem in jener Form, wie sie in der zuvor zitierten Szene nach der Preisverleihung angedeutet wurde: als die Sicherheit, nicht alleingelassen zu werden, und damit (in vielerlei Hinsicht) als jene Stabilität, die Bernhard aus seiner eigenen Lebensgeschichte nicht hatte gewinnen können - 1949 hatte er, der Vaterlose, seinen geliebten und verehrten Großvater Johannes Freumbichler verloren, aber auch die Mutter war 1950 gestorben, also genau im Jahr der ersten Begegnung mit Hedwig Staviaicek. Die absolute Verläßlichkeit und zugleich die Orientierungsfunktion der älteren Freundin kommen in in dem folgenden Ausschnitt aus dem Interview mit Scheib besonders deutlich zum Ausdruck: >Ich wußte immer, dieser Mensch ist vollkommen für mich da, wenn es schwierig wird. Ich habe nur an ihn denken müssen, nicht einmal aufsuchen mußte ich ihn, und es war dann schon in Ordnung.< Und Bernhard setzt fort: >Sie war für mich das Zurückhaltende, das Disziplinierende. Andererseits auch das Weltaufmachende< (ebd. 140)." [...]