Sich die Welt erschreiben bedeutet auch, sich selbst wie in einem Koordinatensystem der vielfältigen Möglichkeiten des Mensch-Seins verorten. Schreibende beziehen mit ihrem Werk immer Positionen, sei es ästhetisch, philosophisch, kulturell oder politisch. Sie setzen sich an einem Punkt des Koordinatensystems fest, der ihre Werte spiegelt, ihre Ziele definiert und ihnen Antworten auf Sinnfragen gibt. Ob diese Positionierung und das Aneignen bestimmter Welthaltungen immer intentional erfolgt, ob sich Ansichten im Laufe der Zeit in Einsichten wandeln und Änderungen im eigenen Leben, Denken und Schreiben hervorbringen und ob die Reflexion über das geschaffene Werk für das Leben fruchtbar oder eher hinderlich ist, diesen Fragen wird in der Reihe „leben. denken. schreiben.“ im Gespräch mit österreichischen Autor*innen sowie anhand ihres Werks und ihrer Biografie nachgespürt.
FRANZ SCHUH, geboren 1947 in Wien. Studium der Philosophie, Geschichte und Germanistik. Aufsätze, Rezensionen und Essays für Zeitschriften, Zeitungen und Rundfunkanstalten. Er ist Lehrbeauftragter u. a. an der Universität für angewandte Kunst in Wien und Kolumnist. 2006 erhielt er den Preis der Leipziger Buchmesse und 2009 den „Tractatus“ (Preis des Philosophicum Lech). Zu seinen wichtigsten Buchpublikationen zählen: „Das Widersetzliche der Literatur“, 1981; „Fremdenverkehr – Kritische Texte über den Tourismus“ (Hg.), 1984; „Liebe, Macht und Heiterkeit“, 1985; „Das phantasierte Exil“, 1991; „Der Stadtrat“. Eine Idylle, 1995; „Schreibkräfte. Über Literatur, Glück und Unglück“ 2000; „Schwere Vorwürfe, Schmutzige Wäsche“, 2005; „Memoiren. Ein Interview gegen mich selbst“, 2008; „Der Krückenkaktus“, 2011; „Sämtliche Leidenschaften“, 2014; „Fortuna. Aus dem Magazin des Glücks“, 2017; „Lachen und Sterben“, 2021; „Vom Guten, Wahren und Schlechten“, hg. von Bernhard Kraller, 2022.
MICHAEL KERBLER, geboren 1954 in Wien. Er war als Journalist u. a. für „Die Presse“ tätig und gehörte in unterschiedlichen Funktionen fast 40 Jahre dem ORF an. In den 80ern arbeitete er als Auslandskorrespondent, bis 1994 als Reporter in den Krisengebieten Ostafrikas, den arabischen Staaten, im Iran und in der DDR. Zwischen 2003 und 2013 leitete Michael Kerbler die Ö1-Sendereihe „Im Gespräch“. Unter seinen Gesprächspartner*innen fanden sich Václav Havel, Peter Handke, Olga Neuwirth, Günter Grass, Margarete Mitscherlich, Christoph Schlingensief, Martin Walser, Stephane Hessel oder der Dalai Lama.