EVELYN GRILL, geboren 1942 in Garsten/OÖ, lebt als freie Schriftstellerin in Linz. Zahlreiche Veröffentlichungen, u. a. „Winterquartier“, Roman, 2004; „Vanitas oder Hofstätters Begierden“, Roman, 2005; „Der Sammler“, Roman, 2006; „Schöne Künste“, Kriminalroman, 2007; „Das römische Licht“, Roman, 2008; „Das Antwerpener Testament“, Roman, 2011; „Der Sohn des Knochenzählers“, Roman, 2013; „Fünf Witwen“, Erzählung, 2015; „Immer denk ich deinen Namen“, Roman, 2016, „Der Begabte“, Roman, 2019. Ihr Roman „Vanitas oder Hofstätters Begierden“ war für den Deutschen Buchpreis 2005 nominiert, für „Der Sammler“ wurde sie mit dem Otto-Stoessl-Preis 2006 ausgezeichnet. 2017 erhielt Evelyn Grill den Kulturpreis des Landes Oberösterreich für Literatur, 2020 den Reinhold-Schneider-Preis.
ALEXANDRA MILLNER, geboren 1968, Literaturwissenschaftlerin und -kritikerin, Dramaturgin. Lehrbeauftragte am Institut für Germanistik der Universität Wien, seit 2016 leitende Projektmitarbeiterin des FWF-Projekts „Albert Drach Werke. Studienausgabe 3“. Zudem seit 1999 zahlreiche Rezensionen literarischer und wissenschaftlicher Texte sowie feuilletonistische Beiträge, u. a. für Ö1, die Wiener Zeitung, den Falter, die Presse und Volltext.
Zum Buch: Mit gewohnter Lakonik und schwarzem Humor legt Evelyn Grill Zeugnis ab von der Einsamkeit in schwierigen Zeiten. Eine alte Frau sitzt in ihrem Lehnstuhl, ihre Gedanken gehen zu ihrer Tante Paula, von der sie dieses Möbelstück geerbt hat, und zu ihrer eigenen aufgezwungenen Einsamkeit. Denn es herrscht Pandemie und sie ist zur „vulnerablen Person“ erklärt worden. Als solche wird sie vorsorglich abgesondert und „keimfrei aufbewahrt“, vielleicht wird sie unter dieser Schutzglocke ja hundert Jahre alt. Tante Paula hingegen ist keine fünfzig geworden, sie wurde deportiert und der Lehnstuhl ist alles, was von ihr geblieben ist. Zwischen glasklarer Erkenntnis und zunehmender Verwirrung kreist das Denken der alten Frau um das Leben, das geschützt wird, und jenes, das als „unwert“ bezeichnet wird, um gesellschaftliche Gewalt – und um das Glück, von niemandem behelligt zu werden. (Verlagstext)