NEIN, ES IST NICHT BESSER GEWORDEN,
die geschwollenen Füße zeugen von der
Vertümpelung deines Kreislaufes. Noch
läufst du, ja, doch die Nudelsuppe hast du
über und die Grießnockerl sind dir Beifang
genug und der Reinankenrogen rutscht dir
mit Verlaub den Buckel hinunter. Zweite
und dritte Fangzäune sind entlang der
Skirennpiste aufgestellt. Schon zappelt
einer, wird mit dem Hubschrauber
abtransportiert. Die Strecke ist eisig,
die Kanten geschärft, der Bestzeitdruck
das Ein und Alles. Katzenkleines schläft
mit leicht zuckenden Pfoten. Ja, es ist nicht
schlecht genug, nein, die Restnacht
schürt keine Erwartung mehr.
(Aus: „Nur mehr das Blühen“, Edition Sommerfrische)
Meinst du vielleicht, wenn du deine Hände auf deinen Bauch legst, es wird alles gut? Zumindest fühlt es sich gut an. Ob alles gut wird oder die Sicherheiten endgültig purzeln werden, das wird sich zeigen. Bis dahin bin ich jedenfalls bereit, auch weiterhin den Stift und die den Stift haltenden Finger zur Verfügung zu stellen. Wer weiß, was da noch kommt! Diese und jene Ungeburt und eine skandinavische Kältewelle, die zwischen die Häuser und Bäume \ fährt und ein gewaltiges Brausen verursacht. Wer jetzt mittellos und obdachlos durch die Gegend zieht, dem Gnade Gott! Also, wohin wird es führen? Ein klagloser Stoffwechsel wäre eine Freude.
(Aus: „Ungeboren“, Bibliothek der Provinz)
HANS EICHHORN, geboren 1956 in Vöcklabruck. Matura an der Handelsakademie in Vöcklabruck. Anschließend Studium an der Universität Salzburg. Berufsfischer und Schriftsteller in Attersee am Attersee und Kirchdorf an der Krems. Verstorben am 29. Februar 2020 in Neustift/Attersee; 1983 Rauriser Arbeitsstipendium für Literatur; 1987 Talentförderungsprämie des Landes Oberösterreich; 1994 Autoren-Förderungspreis der Stiftung Niedersachsen / Wolfenbüttel; 1998 Projektstipendium für Literatur des BKA; 1999 manuskripte-Preis des Landes Steiermark; 2002 Stipendium des Deutschen Literaturfonds e.V.; 2005 Oberösterreichischer Landeskulturpreis für Literatur; 2017 rotahorn Literaturpreis; 2019 Georg-Trakl-Preis; 2019 Heinrich-Gleißner-Preis.