Zum Internationalen Frauentag setzt sich Karin S. Wozonig mit der Mythenbildung um Betty Paolis Leben auseinander und präsentiert völlig neue Fundstücke und Erkenntnisse. Dabei würdigt sie Paolis Bedeutung als Dichterin, Kritikerin und Pionierin der Publizistik.
BETTY PAOLI, geboren 1814 in Wien. Mit sechzehn Jahren war sie zum Broterwerb als Gouvernante gezwungen, mit fünfundzwanzig ein Superstar der deutschsprachigen Lyrik-Szene, nach 1848 die erste Journalistin Österreichs. Betty Paoli war in turbulente Liebesbeziehungen verwickelt und skandalumwittert, befreundet mit revolutionären Dichtern, mit Franz Grillparzer, Adalbert Stifter und Marie von Ebner-Eschenbach. Sie war Gast in hochadeligen Häusern, Übersetzerin für das Burgtheater und bis ins hohe Alter in den Wiener Salons wegen ihres scharfen Verstands und trockenen Humors von den einen gefürchtet, von den anderen bewundert. Paoli ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof. Bei ihrem Begräbnis im Jahr 1894 hielt unter anderem Ferdinand von Saar einen Nachruf.
KARIN S. WOZONIG, geboren 1970 in Graz, Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, Anglistik/Amerikanistik und Germanistik in Wien und Los Angeles. Promotion zum Thema Chaostheorie und Literaturwissenschaft. Lehrbeauftragte am Institut für Germanistik der Universität Wien. Sie schreibt Literaturkritiken und forscht, publiziert sowie lehrt zur österreichischen Literatur des neunzehnten Jahrhunderts und zu Literaturtheorien. 2024 erschien im Residenz Verlag: „Betty Paoli – Dichterin und Journalistin. Eine Biographie“. Im selben Jahr gab Wozonig „Betty Paoli. ,Ich bin nicht von der Zeitlichkeit‘. Ausgewählte Werke“ heraus.
GERTI DRASSL, geboren 1978 in Bozen. Nach der Matura übersiedelte sie nach Wien, absolvierte das Max-Reinhardt-Seminar und wurde von Karl Heinz Hackl ans Theater in der Josefstadt engagiert. Nebenher und zwischendurch leistete sie sich Ausflüge an andere Bühnen und arbeitete für den Film. Sie drehte mit Sabine Derflinger, Adrian Goiginger, Andreas Prochaska, Michael Sturminger, Michael Kreihsl, Markus Schleinzer und Elisabeth Scharang, sie spielte in Stücken von Tschechow, Shakespeare, Turrini, Tennessee Williams und Ödön von Horváth. Zahlreiche Auszeichnungen u. a. Österreichischer Filmpreis 2023 und 2016, Deutscher Schauspielpreis 2017, ORF-Hörspielpreis 2011, Romy-Preis 2006 sowie Nestroy-Theaterpreis 2003. 2018 wurde ihr der Wiener Schauspielerring verliehen.