Adalbert Stifters Erzählung „Die Schwestern“ erschien Ende 1845 in „Iris. Taschenbuch für 1846“; für die Aufnahme in die „Studien“ fünf Jahre später (nun unter dem Titel „Zwei Schwestern“) arbeitete der Dichter sie so tiefgreifend um wie keine andere.
Die Erzählung – angeregt durch die Auftritte der als Wunderkinder gehandelten Violonistinnen Milanollo – stellt die Frage nach einem geglückten Leben: zwischen den Möglichkeiten und Gefährdungen einer künstlerischen Existenz und dem Tätigsein und Kultivieren des Landes im familiären Verband.
Der Zufall lässt den Ich-Erzähler mit einem Mann namens Francesko Riccardi zusammentreffen, zunächst auf einer Reise, danach unerwartet bei einem längeren Aufenthalt beider in Wien. Dem Zufall verdankt sich auch der Besuch eines Konzertes zweier Geigen-Virtuosinnen, der nachhaltig beeindruckt. Jahre später macht sich der Ich-Erzähler im Zuge einer Italienreise auf die Suche nach dem ehemaligen Gefährten; sie führt ihn schließlich in eine abgeschiedene Landschaft oberhalb des Gardasees. Dort lebt Riccardi mit seiner Frau und zwei sehr gegensätzlich begabten Töchtern: während die eine sich ganz der Musik – einem rätselhaften Geigenspiel – hingibt, bestellt die andere den Garten und baut einen Obst-, Gemüse und Blumenhandel auf.
Für die Lesung wurde der Text auf Basis der Erstfassung, „Die Schwestern“, ediert in der Historisch-kritischen Ausgabe der Werke und Briefe Adalbert Stifters Band 1,3, gekürzt und eingerichtet.
KARL MARCOVICS, 1963 in Wien geboren, begann seine Karriere in den 80iger Jahren auf der Bühne des Serapionstheater, erste Filmrollen übernahm er Anfang der 90iger Jahre, viele weitere wie „Indien“, „Hinterholz 8“ oder „Komm süßer Tod“ sollten folgen. Einem breiteren Publikum bekannt wurde er als Bezirksinspektor Stockinger in der österreichischen Krimiserie „Kommissar Rex“, dann in der eigenständigen Krimireihe „Stockinger“. In den folgenden Jahren spielte Markovics in zahlreichen TV- und Theaterproduktionen, unter anderem am Theater in der Josefstadt und am Wiener Volkstheater, wo er im Jahr 2005 mit Eugène Ionescos „Die kahle Sängerin“ auch erstmals selbst ein Stück inszenierte. Sein größter internationaler Erfolg war die Hauptrolle in Stefan Ruzowitzkys Film „Die Fälscher“, der bei der Oscarverleihung 2008 als „Bester fremdsprachiger Film“ ausgezeichnet wurde. Mit seinem Regiedebüt „Atmen“ feierte er 2011 in Cannes Premiere und erhielt zahlreiche Auszeichnungen u.a. 2012 den Österreichischen Filmpreis in sechs Kategorien. Für seine erste Arbeit als Opernregisseur – die Uraufführung von „Das Jagdgewehr“ von Thomas Larcher bei den Bregenzer Festspielen – erhielt Karl Markovics den Österreichischen Musiktheaterpreis 2019.