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Montag, 05. Juni 2023 - 19:30
Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945

HERMANN SCHÜRRER: Klar Schilf zum Geflecht. Das ABC von A-Zet. Lyrische Texte 1954–1984 (Herausgegeben von Lui Dimanche, Medusa Verlag 1984)

Kommentierte Lesung: GERHARD JASCHKE

Referat: FERMIN SUTER

Moderation: KLAUS KASTBERGER

Ein Gemeinschaftprojekt der Alten Schmiede, Wien, des StifterHauses, Linz, und des Literaturhauses Graz

Schürrers lyrische Palette ist reichhaltig. Die sensibelsten Töne finden sich ebenso darauf wie die radikalsten, mit seiner Umwelt abrechnenden. Hermann Schürrer, der den Menschen im „Eisberg seiner Selbstzerstörung“ ortete, gab sich keinen Illusionen hin. Bequem war er nie, weder in seinem Leben, noch in seiner Kunst. Seine „gesellschaftsfähige Zeit“ hatte ihn nicht zum Fürsprecher – „Karrierenfarce“ und das „hölzerne Spreizbein der Pflicht“ konnten ihm getrost gestohlen bleiben. Der Dichter „immer bereit alles wegzuwerfen alles zu gewinnen“, kreist den Tummelplatz der „Zierinsekten der Gesellschaft“ ein und hält seismographisch fest: „Noch schlägt das Herz dort und da in Unvernunft“. Sein Credo gegen Parteien, Uniformierung, Gleichschaltung prolongierte er stets aufs Neue. (Gerhard Jaschke)

HERMANN SCHÜRRER, geboren 1928 in Wolfsegg am Hausruck, verstorben 1986 in Wien; 1944 Gefängnisstrafe wegen Befehlsverweigerung; ab 1951 in Wien, verschiedene Studien, Relegation von der Universität; verschiedene Jobs, Gefängnis- und Psychiatrieverwahrung wegen „Amtsehrenbeleidigung“ und „Widerstand gegen die Staatsgewalt“. 1976 Gründung der „kulturpolitischen Gazette“ FREIBORD (u. a. mit G. Jaschke). Prosabücher: „Europa: Die Toten haben nichts zu lachen“, 1971, 1995; „Kriminelle Spielereien in der Sandkiste der Weltverbesserer – Wiener Blut zur Ergänzung der europäischen Mythomanie – Ein Märchenbuch für frühreife Erwachsene“, 1977; „Der letzte Yankee-Doodle vor dem Untergang der Vereinigten Staaten. Voräffung einer Liquidation“, 1981.

GERHARD JASCHKE, geboren 1949 in Wien; 1976 bis 2012 Redakteur und Herausgeber der Zeitschrift FREIBORD. Über 60 Prosa- und Lyrikpublikationen, u. a.: „Weltbude“, 2009; „Abwesend anwesend – anwesend abwesend“, 2011; „Allerweltsgedichte“, 2013; „kopflinien kontakte“, 2014; „Kurumba oder Die nicht geschriebenen Sätze“, 2014; „bis auf weiteres“. Gedichte, 2016; „Gemischte Freuden. Sätze“ (Kleinstprosa), 2018; „Anderswo in Tokio“ (mit M. Schweizer), 2019; „Geliehene Leben. Nachsätze, 2020; „wie nie danach. An- bis Zusätze“, 2022.

FERMIN SUTER, geboren 1984 in Zürich, Studium der Literaturwissenschaft und Soziologie, seit 2017 an der Donau-Universität Krems und der Dokumentationsstelle für Literatur in Niederösterreich. Arbeiten u. a. zu Ilse Tielsch, Ilse Helbich, über die Zeitschriften FREIBORD, manuskripte, u. a. m.