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Donnerstag, 10. Oktober 2019 - 19:30
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Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945

Doris Mühringer: Gedichte, Lesung: Andrea Grill; Referat: Gerhard Fuchs; Moderation: Klaus Kastberger

Doris Mühringer, 1920 in Graz in gutbürgerlichen Verhältnissen geboren, übersiedelte 1931 nach Wien, studierte ab 1940 an der dortigen Universität und hielt sich nach 1945 als Bürokraft und Übersetzerin in Salzburg über Wasser, bevor sie 1954 von Hans Weigel nach Wien zurückgeholt wurde. In Mühringers frühen Gedichten lassen sich Einflüsse von Hölderlin, Rilke und Trakl erkennen, zentral gestellt wird neben der zur condition humaine stilisierten existentialistische „Unbehaustheit“ eine mit biblischen Anspielungen unterfütterte Klage über den Verlust von Mitmenschlichkeit und Brüderlichkeit. Die Tendenz zu Geschichts- und Zeitferne, zum „Allgemein-Menschlichen“ ist in den späteren Gedichtbänden aufgeweicht zugunsten einer nüchternen, bisweilen ironisch-skeptizistischen Grundhaltung, wovon die Werkausgabe („Es verirrt sich die Zeit“, 2005) Zeugnis ablegt.
Mühringer gehörte zu einer Autorengeneration, die angesichts der neuen, experimentellen, sprachskeptisch-„avantgardischen“ Autorenriege im Gefolge von „Wiener Gruppe“ und „Forum Stadtpark“ massiv an öffentlicher Beachtung verlor, wozu allerdings auch die selbstgewählte Isolation der Autorin und der prinzipiell schwere Stand von Lyrik das Ihrige beitrugen. Als „Geheimtip“ und Beraterin für NachwuchsautorInnen führte Mühringer eine weitgehende Nischenexistenz außerhalb des Kanons der „großen Namen“, eine Existenzform, die allerdings ihrem Selbstanspruch durchaus gerecht zu werden vermochte. (Gerhard Fuchs)

DORIS MÜHRINGER, geboren 1920 in Graz, Universitätsstudien in Wien, seit 1950 freischaffende Schriftstellerin; Lyrik, kurze Prosa, Kinderbücher. 2001 Österreichischer Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur. Sie starb 2009 in Wien. Buchpublikationen: „Gedichte I“, 1957; „Gedichte II“, 1969; „Staub öffnet das Auge. Gedichte III“, 1976; „Vögel die ohne Schlaf sind. Gedichte IV“, 1984; „Das hatten die Ratten vom Schatten“, 1989; „Reisen wir“, 1995; „Aber jetzt zögerst du. Späte Gedichte“, 1999; „Auf der Wiese liegend“, Kinderbuch, 2000; „Angesiedelt im Zwischenreich. Achtzig für achtzig“, 2000; „Ausgewählte Gedichte“, 2002; „Es verirrt sich die Zeit. Das gesammelte Werk“, (Hg. Helmuth A. Niederle, 2005).

GERHARD FUCHS, geboren 1955 in Graz, Assistenzprofessor und Lehrbeauftragter für Germanistik am Franz-Nabl-Institut und am Institut für Germanistik der Universität Graz. Hauptarbeitsgebiete: Österreichische und steirische Literaturgeschichte. Mitherausgeber der Reihe „Dossier“ (1991-2011). Zuletzt erschienen: Albert Drach: „O Catilina“. Ein Lust- und Schaudertraum. Kudrun. Ein deutsches Heldenlied im Inhalt zusammengefasst und durch ihr Tagebuch ergänzt, belegt und widerlegt (Hg. 2018).

ANDREA GRILL, geboren 1975 in Bad Ischl, lebt als Schriftstellerin, Übersetzerin und Evolutionsbiologin in Wien. Neuere Buchveröffentlichungen: „Das Schöne und das Notwendige“, 2010; „Happy Bastards“, Gedichte, 2011; „Liebesmaschine N.Y.C. Storys“, 2012; „Safari, innere Wildnis“, Gedichte, 2014; „Das Paradies des Doktor Caspari“, Roman,  2015; „Cherubino“, Roman, 2019.